04.06.2012

Einmal verlief sich Kurt Georg Kiesinger.
Er hatte eigentlich ins Freibad "Poseidon" gewollt, musste jedoch feststellen, dass er wohl irgendwo falsch abgebogen war und sich nun in der Westentasche des Mathematikers Richard Dedekind befand.
"So ein Mist!", fluchte Kurt Georg Kiesinger. "Ich schon wieder!"
Richard Dedekind hörte Kurt Georg Kiesingers Fluchen freilich nicht, da er viel zu sehr mit einem mathematischen Problem befasst war, um auf irgendetwas zu achten. Nach einer Weile platzte Richard Dedekinds Haushälterin in dessen Studierzimmer und fragte, ob sie den Tee servieren solle. Der weise Mathemat wollte seine Taschenuhr aus der Westentasche holen, um zu überprüfen, ob es schon 5 Uhr sei, griff jedoch daneben und holte stattdessen unseren Kurt heraus. Der stand wie ein begossener Pudel im Studierzimmer rum und versuchte krampfhaft eine Taschenuhr zu imitieren, weil ihm das alles so peinlich war.
Der milde Wissenschaftler jedoch sagte sanft: "Lassen Sie es gut sein, Kurt. Sie sind keine Taschenuhr."
Die Taschenuhr in Richard Dedekinds Westentasche bekam jedoch Mitleid mit ihrem Imitator und versuchte, um die Situation zu entschärfen, ihrerseits Kurt Georg Kiesinger zu imitieren. Das gelang ihr so gut, dass man die beiden nicht mehr auseinanderhalten konnte. Auch die Taschenuhr und Kurt Georg Kiesinger wussten nicht mehr, wer von ihnen wer war. Sie verabredeten in zwei ganz weit voneinander entfernte Länder zu ziehen, damit es nicht zu Verwechslungen kam.
Die Taschenuhr zog daraufhin nach Neuseeland, Kurt Georg Kiesinger nach Dänemark.
Richard Dedekind stand ohne Taschenuhr natürlich ziemlich blöd da und trank fortan seinen Tee immer "irgendwann" oder "ungefähr um 5". Eine Vorgehensweise die einem gestandenen Mathematiker natürlich überhaupt nicht behagt.

1 Kommentar:

  1. das ist grandios!
    der charme der kiesinger-geschichten begeistert mich immer und immer wieder. dankeschön. (:

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