22.09.2011

Einmal schrieb Kurt Georg Kiesinger einen Brief.
Nachdem er den Umschlag sorgsam verschlossen und mit der Adresse des Empfängers versehen hatte, kramte er eine Briefmarke aus seiner Schublade und leckte an ihr. Als er sie wieder von seiner Zunge löste, bemerkte er, dass er versehentlich die falsche Seite - also die mit dem Bild - angeleckt hatte. "So ein Ärger!", fluchte Kurt Georg Kiesinger. Aber Kurt Georg Kiesinger wäre nicht Kurt Georg Kiesinger, wenn er nicht auch für dieses Problem eine überraschende Lösung parat gehabt hätte. Kurzerhand klebte er die Briefmarke falschrum auf den Brief und zeichnete das auf der Vorderseite befindliche Bild auf die Rückseite der Marke ab. Das durchgepauste Bild war jetzt natürlich spiegelverkehrt.
Der Postbeamte, der den Brief entgegennahm, hielt die Marke für einen wertvollen Fehldruck und löste sie von dem Brief ab, um sie für sich zu behalten. Er wollte den Brief natürlich trotzdem seinem Empfänger zukommen lassen, aber er hatte keine Briefmarken zur Hand, sondern nur ein riesiges Gemälde von Pablo Picasso. Kulturignorant, wie Beamte nun einmal sind, wusste er nicht, dass ein Picasso viel mehr als 50 Pfennige wert ist, und klebte das Gemälde auf den Briefumschlag. "Das wird schon hinkommen", sagte er sich.
Der Zufall wollte es, dass ausgerechnet Pablo Picasso der Empfänger von Kurt Georg Kiesingers Brief war. Der freute sich, dass seine Bilder jetzt als Briefmarken gedruckt wurden.

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