Einmal heiratete Kurt Georg Kiesinger.
Geschniegelt und gebügelt - "in Frack und Schnack", wie man in seiner Heimat scherzhaft sagte - stand er vor dem Altar und lauschte den vielen salbungsvollen Worten des Pfarrers, als er der Abwesenheit seiner Braut gewahr wurde. Ein prüfender Blick ließ keinen Zweifel, dass sämtliche Hochzeitsgäste ebenso fehlten, ja, im rechten Lichte betrachtet war nicht einmal der Pfarrer zugegen.
"Blöder Mist!", rief Kurt Georg Kiesinger laut aus, denn es war ja wie gesagt niemand anwesend, außer vielleicht dem Heiligen Geist. In einer solchen Situation war er noch nie gewesen, und er fühlte sich kaum imstande, ihr souverän zu begegnen.
Schließlich rang sich Kurt Georg Kiesinger dazu durch, seinen besten Freund Holger anzurufen und ihm die missliche Situation zu schildern. "Hmm, vielleicht sind die ja alle in der Synagoge? Könnte doch sein, dass deine Braut jüdisch ist", gab der eine erste Einschätzung ab.
Genervt legte Kurt Georg Kiesinger gleich wieder auf. Synagoge, so einen blöden Ratschlag hatte er ja noch nie gehört! Weder auf seine Braut, noch auf seinen besten Freund konnte er sich verlassen.
Einige Tage später dachte Kurt Georg Kiesinger: "Eigentlich ja nicht sehr nett von mir, einfach so aufzulegen."
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